Pubertier - Midlife Crisis - und mittendrin DU
Über den Umgang mit Generations- und Entwicklungskonflikten

Du fragst Dich "Was ist im Moment eigentlich los?"
Die Streitereien innerhalb der Familie zehren an Deinen Nerven.
Du fühlst Dich hilflos. Machtlos. Eigentlich hast Du gute Absichten. Du kennst Deine Trigger, die Auslöser, die den Stein ins rollen bringen, hast Wege gefunden so zu reagieren wie Du als gesunde Erwachsene reagieren möchtest. Aber dann kommen diese Momente, diese Millisekunden in denen ein Wort das andere ergibt und in denen Du am liebsten alles hinschmeißen oder Dich für eine Stunde im Bad einschließen würdest.

Du bist nicht allein. Willkommen im Familienalltag!
Dein Kind auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
Wesensveränderung. Verhaltensänderung. Beobachtet plötzlich Dich und Deinen Partner, mischt sich in Diskussionen ein, erteilt Beziehungstipps und Ratschläge fürs Leben, bleibt länger sitzen als Dir lieb ist wenn Deine Freundin zu Besuch ist, usw usw. Es hält Dir einen Spiegel vor, oder?
Und nicht nur Dein pubertierendes Kind hat sich verändert.
Wir alle entwickeln uns ständig weiter.
Dein Partner? Obwohl Du dachtest Du kennst ihn, verhält er sich in der letzten Zeit auch seltsam. Entweder Energiegeladen oder Chill-Modus wie euer pubertierendes Kind? Midlife-Crisis (laut AOK tritt diese „tief empfundene Sinnkrise, die gelegentlich mit ungewöhnlichen Verhaltensweisen und verstärktem Selbstzweifel und Mutlosigkeit einhergeht, vorwiegend bei Männern auf, ungefähr im Alter zwischen 40 und 55 Jahren.“)?
Hier heißt es auch, dass die Midlife-Crisis für Partner, Kinder oder Kollegen zur Belastung werden könne.
Du als Mutter, Frau, Partnerin und eigenständiges Wesen stehst meist zwischen den Stühlen? Agierst und funktionierst in Deinen verschiedensten Rollen. Als Vermittlerin? Streitschlichterin? Kompromiss-Detektivin, Meisterin im Beschwichtigen, Seelentrösterin? Hausaufgabenbetreuung, Köchin, Taxifahrerin…. Selbstfürsorge und Achtsamkeit nicht zu vergessen. Die gönnst Du Dir und das soll auch so bleiben. Eine muss ja den Überblick behalten. Also ziehst Du Dich zurück, bist unbewusst mit einem Ohr beim Familiengeschehen (der Geräuschpegel lässt Dir auch kaum eine andere Möglichkeit) und versuchst aus dem Body-Scan oder Deiner Meditation heraus die Kommunikation unter den Familienmitgliedern an Dir vorbei ziehen zu lassen und sie nur wahrzunehmen. Willkommen in meinem Familienalltag 😁mit 3 Jungs, Mann und Katze.
Erinnerst Du Dich an meinen Blogartikel über Familiensysteme? Das Mobilé? In einer Familie sind alle Mitglieder miteinander verbunden. Ist bei dem Einen ein Ungleichgewicht, hat es Auswirkungen auf das gesamte System.
Du stehst mittendrin, fühlst Dich zwischen den Stühlen, weil ihr häufig als Elternpaar spontan und ohne Vorwarnung entscheiden müsst und mit Fragen konfrontiert werdet, die ihr vorher so noch nicht besprechen konntet. Vielleicht bist Du in einer solchen Situation auch nicht mit der Art der Kommunikation einverstanden, die zwischen Deinem Partner und eurem Kind vorherrscht. Dir fehlen Empathie und Fingerspitzengefühl von Deinem Partner. Vielleicht gibst Du unterschwellig sogar Deinem Kind recht.

Schon entsteht zwischen euch ein unbeabsichtigter Sog aus Vorwürfen, die Einmischung, Bevormundung, Kompetenz Untergrabung, ein sich nicht verstanden fühlen oder das Empfinden von Ungerechtigkeit zum Thema haben.
Eigentlich möchtest Du doch nur mit Deinem Partner an einem Strang ziehen?
Nein, da war auch noch die Löwenmama die Du auch so toll findest und die in Dir schlummert.
Und wie war das noch mit Deinem Bild einer „guten Ehefrau“?
Spätestens jetzt wird uns schwindelig, oder?
Was ihr jetzt braucht:
- gegenseitiges Verständnis füreinander (bitte unbedingt „Gut zu wissen“ am Ende dieses Artikels hierzu lesen) und für eure verschiedenen Lebens-/Entwicklungsphasen
- das Überdenken von Rollen und Familienregeln
-
eure bestmögliche Lösung
für euren harmonischen Familienalltag finden

Beispiel:
Da ist ein pubertierendes Kind. Halb Kind halb Mann/Frau. Das Gehirn in einer Umbauphase. Mal eigenständig/selbständig. Mal anlehnungsbedürftig/auf Unterstützung angewiesen.
Du möchtest ihm Flügel schenken und ihm zur gleichen Zeit ein sicherer liebevoller Ort sein, an dem er sich geborgen und zu Hause fühlen kann.
Eine andauernde Mischung aus Loslassen - Halt geben.
Vertrauen zeigen und leben - Misstrauisch sein und nachfragen (kontrollieren?).
Stolz/Angst.
Da ist die Partnerschaft. Beständigkeit. Verbundenheit. Treue. Liebe und Vertrauen. Mann und Freund. Schon viele viele Jahre. Aber auch Wut, Zweifel, Ängste, Tränen. Gemeinsame Höhen und Tiefen. Wenn Du denkst, Du kennst ihn in und auswendig, lehrt Dich das Leben oft etwas anderes. Denn: wir entwickeln uns. Unser ganzes Leben lang. Nicht nur als Mensch, sondern auch als Paar.

Die „Jahreszeiten der Liebe“ (Hans Jellouschek)
Den „Frühling“ (Zeit der Verliebtheit, ein Paar werden, Ablösung von den Eltern) und „Sommer“ (Familienphase, aus der Zweierbeziehung wird eine Dreierbeziehung) gemeinsam gemeistert.
Nun seid ihr im „Herbst“ und lernt als Paar, ein Paar zu bleiben oder wieder zu werden (Beziehungspflege, Beziehungskonto).
Diese dritte Jahreszeit wird auch die „Nach-Familienphase“ genannt, die Zeit zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr. Tiefe Verbundenheit oder „auseinander gelebt“? Sind die Kinder noch klein? Leben sie noch zu Hause? Stehst Du vor dem „Leeren Nest Syndrom“? Hormonschwankungen, vorzeitige, anstehende oder bereits bestehende Wechseljahre, Midlife-Crisis, alte Verletzungen (die man sich plötzlich gegenseitig vorhält), pflegebedürftige Eltern oder ganz individuelle Lebensumstände tun ihr übriges und können Situationen verschärfen.
Im „Winter“ geht es darum, als Paar miteinander alt zu werden. Auch dieser Lebensabschnitt birgt einige Herausforderungen: Rente, Pensionierung, beide Elternteile zu Hause, evtl. Krankheiten

Was tun, wenn die Konflikte überhand nehmen, Gespräche kaum mehr möglich sind und ihr euch gegenseitig beschuldigt?
Grundvoraussetzung:
euer gemeinsamer Wille, an dieser Situation etwas ändern zu wollen!
Miteinander sprechen! Du mit Deinem Partner. Dann gemeinsam mit eurem Kind. Was möchten wir verändern? Was ist uns wichtig? Was möchten wir nicht? Was sind unsere Werte? Haben sie sich geändert? Sollten wir Familienregeln, die vor Jahren noch ihre Gültigkeit hatten, überdenken und gemeinsam auf den neuesten Stand bringen? Stichwort: Gewaltfreie Kommunikation
Ein gemeinsames Familienziel! Das Familienleben orientiert sich an Zielen, die sich je nach Familienphase und Familienentwicklung unterschiedlich gestalten, Distanz oder Nähe fördern bzw. erhöhen. (Siehe meinen Blogartikel „Was ist ein Familiensystem")
Wille, Vertrauen und Zuversicht! Glaubt an euch! An eure Gestaltungs- und Kontrollmöglichkeiten!
Flexibilität und Bereitschaft, starre Rollen aufzugeben! Hast Du schon vom „inneren Team“ gehört? Die vielen kleinen Stimmen, die tief in dir schlummern, oft vieles besser wissen und Deine Gedanken Karussell fahren lassen? Da wäre zum Beispiel die Perfektionistin, die Kreative, die Chaotin, die Stille, die Partymaus, die Feinschmeckerin, die Musikerin, das Spielkind usw usw…? Sie alle gehören zu Dir, zu Deiner Persönlichkeit. Gib ihnen Raum. Hör sie Dir an aber verweise auch in Schranken.
Kompromissbereitschaft! Die anderen aussprechen lassen. Auch wenn es schwer fällt: erstmal nicht bewerten. Bewusst wahrnehmen. Wäre das was der andere sagt vielleicht nicht doch eine ernst zu nehmende Option? Beharre nicht nur auf Deinem recht, sei zu Kompromissen bereit.
Ressourcen: Jetzt ist die Zeit, in der ihr euch als Mann und Frau wieder mehr mit eurer Persönlichkeit beschäftigen könnt. Stichworte: Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit…welche Wörter beginnen noch mit „Selbst….“?
Stressreduktion! Schaffe Dir kleine Inseln nur für Dich. Kennst Du Deine „Warnzeichen“? Was sind Deine Bewältigungsstrategien? Was hilft Dir um Dich abzulenken? Gönne Dir kleine tägliche Routinen für mehr Energie und Lebensfreude: Entspannung? Meditation? Bewusste Atmung? Dankbarkeitstagebuch? Journaling? Positiver Tagesrückblick? Positive Aussicht auf den Tag? Es gibt so viele Möglichkeiten. Was tut DIR gut und passt zu DIR?
Empathie/gegenseitiges Verständnis! Die Perspektive wechseln. Wie fühlt sich Dein Partner in einer Konfliktsituation? Wie Dein Kind? Wie war das als Du selbst Teenager warst? Wie siehst Du Dich? Musst Du an deinen Prinzipien und Regeln festhalten? Wem dienen sie? Waren sie überhaupt jemals nützlich? Was wärst Du ohne sie? Sind es überhaupt deine oder hast Du sie selbst anerzogen bekommen und weitergegeben?
Interesse, Neugierde und Offenheit für die Jugend! Sind wir ehrlich. Es ist leicht die Schuld auf Medienzeitalter, Smartphone oder Social Media zu schieben. Bist Du nicht selbst „Opfer“ davon? Was lebst oder hast Du Deinem Kind bisher vorgelebt? Was sind Deine Gegenvorschläge? Was soll Dein Kind stattdessen in seiner Freizeit tun? Kennst Du überhaupt seine wahren Interessen? Weißt Du was genau Dein Kind in den sozialen Medien so macht? Was es am Smartphone zockt? Welche Musik hört es? Hat es Träume, Ziele, Wünsche, Ängste? Bietest Du ein „Alternativprogramm“ oder verbietest Du nur? Hast Du Dich je mit den Freizeitinteressen der heutigen Jugend befasst?
In einem für später geplanten Blogartikel werde ich euch visuelle und spielerische Ideen vorstellen, mit denen man die Familie an einen Tisch bekommt und wunderbares mit Freude gemeinsam schaffen kann.
Lass diesen Artikel erstmal sacken, sprech mich gerne an, falls Du Fragen hast. Ich freue mich über jegliche Art der Rückmeldung!

Gut zu wissen:
Phasen des Jugendalters / Soziale, emotionale und kognitive Auswirkungen
Pubertät / frühe Adoleszenz:
o Bei Mädchen im Alter von 10-13
o Bei Jungs im Alter von 11-14
o intensives emotionales Erleben, begleitet von Misstrauen, neuen Ideen, Manipulierbarkeit, Starrsinn, Widerspruch
o geringere Regulationsfähigkeit von Gefühlen, Verhalten und Sinnen
o geringere Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen
o Freundschaften meist in der Gruppe, orientiert an Äußerlichkeiten
Mittlere Adoleszenz:
o Bei Mädchen im Alter von 13-16
o Bei Jungs im Alter von 14-17
o zunehmend intellektuelle Fähigkeiten, abstraktes Denken, Selbstreflexion, kritisches Denken
o Introvertiertheit bis zur Aggression
o Altruismus, Mitgefühl, Hingabe, Opfergeist
o Schüchternheit
o Ideen und Gedanken stark von Emotionen geprägt
o Freunde, mit denen Wertvorstellungen geteilt werden
Späte Adoleszenz:
o Bei Mädchen im Alter von 16-20
o Bei Jungs im Alter von 17-21
o Selbstverständnis; Fähigkeiten und Grenzen können eingeschätzt werden
o treffen persönlicher Entscheidungen, Integration ins Erwachsenenleben
o Übernahme von Verantwortungsgefühl für die eigene Zukunft
o Entwicklung eines Lebensplans mit Blick auf die Zukunft
Familienentwicklungsaufgaben
Eltern + Jugendliche:
Kinder lernen:
o emotionale Unabhängigkeit
o Identitätsentwicklung in Abgrenzung und Identifikation mit Eltern
Eltern lernen:
o Unterstützung bei Identitäts- und Autonomieentwicklung
o Toleranz und Kompromissbereitschaft bei Wünschen und Zielen
Eltern und junge erwachsene Kinder:
Kinder lernen:
o räumliche und materielle Ablösung von Eltern
o Entwicklung von Beziehung zu Eltern als Erwachsene
Eltern lernen:
o Kinder loslassen
o Loslösung unterstützen
o Bewältigung des „Leere-Nest-Syndroms“
Entwicklung von neuer Eltern-Kind-(Erwachsenen)-Beziehung
Deine Michaela