"Was ist ein Familiensystem?"

Nüchtern betrachtet ist Familie ein System, in dem die einzelnen Elemente (Familienmitglieder), in einer bestimmten Relation (Beziehung) zueinander stehen und zusammen ein Ganzes ergeben.
Wunderschön hingegen finde ich die Beschreibung von Virginia Satir
(US-amerikanische Psychotherapeutin/Familientherapeutin, +491633093347:
Stellen Sie sich ein Mobile vor.
Alle Teile, egal welche Größe oder Form,
verbunden durch kurze oder lange Fäden,
werden durch verschiedene Abstände ausbalanciert.
So ist es auch in einer Familie.
Keines der Familienmitglieder ist identisch mit dem anderen.
Alle sind unterschiedlich und auf verschiedenen Ebenen des Wachstums.
Wie in einem Mobile kann der eine sich nicht arrangieren, ohne den anderen zu beeinflussen.

Die Familiensystemtheorie (K. L. von Bertalanffy) beschreibt, dass Familiensysteme fähig sind, sich selbst zu organisieren:
- Alle Mitglieder sind ganzheitlich miteinander durch Interaktion und Kommunikation vernetzt
- Familien haben Regeln und Rituale, die das Verhalten beeinflussen
- das Familienleben orientiert sich an Zielen, die sich je nach Lebensumstand gestalten und ändern (besonders in Zeiten von Umbrüchen wie Geburt eines Kindes, Auszug, Auszug der Kinder)
- es gibt wechselseitige Beeinflussungen (Streit, Konflikte, Harmonie, Frieden)
- Grenzen (emotionale Barrieren) schützen und verbessern die Integrität von Systemen
- Familiensysteme können ihr Verhalten steuern und hinterfragen und somit selbständig eigene Ziele etablieren
- Zu unserem Familiensystem zählen z.B. Eltern und Geschwister. Wir werden aber auch in Nachbarschaft, Freunde, Bekannte, Gemeinde, Schulsystem, kulturelle, politische, rechtliche Ausrichtungen in der Gesellschaft eingebunden, in sogenannte Suprasysteme.
Veränderungen im System ziehen Veränderungen des Einzelnen nach sich, wenn z.B. ein Familienmitglied ein besonderes und abweichendes Verhalten zeigt, was auf die anderen Familienmitglieder wirkt, was wiederum deren Verhalten ändert (positive/negative Rückkopplung).
Kommunikation, mit einander in Verbindung bleiben, ist das ❤️Stück in jeder Familie. Doch was bedeutet positive Kommunikation?
- die Fähigkeit zuzuhören
- sich selbst ausdrücken zu können
- die Bereitschaft über sich selbst zu sprechen
- Klarheit und Aufmerksamkeit
- Respekt und Einfühlungsvermögen
Regeln ("ungeschriebene Gesetze) und Wertvorstellungen wirken sich auch auf das Beziehungssystem der Familie aus.
Wir kennen es alle, offene Regeln, die von der Familie besprochen und vereinbart werden. Es gibt aber auch unausgesprochene Regeln, die Abläufe im Familienalltag bestimmen können, ohne dass sie ausgesprochen wurden (z.b. "Sonntag ist Familientag", "an Feiertagen wird sich nicht verabredet")

Habt ihr euch als Familie mal an den Tisch gesetzt und über eure Regeln und Werte gesprochen? Es macht Spaß und ihr werdet überrascht sein und hinterher erleichtert darüber sein, so manches angesprochen zu haben.
Wie wäre es mit folgendem Experiment:
- wenn ihr entspannt, in Verbindung, aufnahmefähig und bereit seid, nehmt euch ein paar Minuten Zeit
- macht ein Brainstorming, in dem ihr eure Familienregeln oder das, was jedem von euch im Zusammenleben wichtig ist, sammelt
- danach tauscht ihr euch darüber aus: jeder erzählt, welche Regel oder welcher Wert weshalb wichtig ist
- stellt euch die folgenden Fragen:
- welche Regeln gelten für die Kinder, welche für die Eltern, welche für alle?
- welche Regel/welcher Wert ist besonders wichtig, sinnvoll?
- welche Regel ist wenig sinnvoll oder gar störend?
- welche Regeln/Werte gibt es schon lange, welche sind neu?
- welche Regeln/Werte können angepasst, geändert, überdacht werden? Welche nicht?
- welche Regeln werden gut eingehalten, welche weniger gut?
- welche Werte überschneiden sich? Welche liegen weit auseinander?
Findet eure eigenen Familienregeln und passt sie je nach den wechselnden Bedürfnissen und Lebensphasen an.
Viel Spaß dabei.
Deine Michaela