Mental Load - Denkarbeit. Prozessbewältigung.
Was wir brauchen? Wille, Sichtbarkeit, Transparenz.

Aufwachen mit der To-Do-Liste im Kopf.
To-Do Dauerschleife in Deinem Kopf. Prozesse.
Erster Gedanke: "Wo soll ich nur anfangen?"
Ein Gefühl der Verzweiflung, Ohnmacht und auch Wut macht sich breit.
Kaum Lust aufzustehen. Im Kopf schon alles durchgespielt beginnt Dein Tag. Morgenroutine? Wann denn. Meditieren? Schön wär's. Müde. Gereizt.
Das Gefühl alleine verantwortlich zu sein mit dieser nie enden wollenden und ermüdenden Denkarbeit und Umsetzung.
Denkarbeit, die täglich von uns (meistens Frauen) gefordert wird wenn wir Kinder, Familie, Haushalt und den Job unter einen Hut bekommen möchten/müssen - auch bekannt als Mental Load (mentale Belastung). Ja, hierfür gibt es eine offizielle Bezeichnung.
Als ich vor ein paar Jahren von dem Begriff und seinen Begleiterscheinungen hörte, fühlte ich mich verstanden und erleichtert, dass es noch anderen Frauen genauso geht wie mir.
Hier geht es nicht um alltägliche Familienaufgabe, die offen auf der Hand liegen.
Sondern: um die Bewältigung von Prozessen:
- Care Arbeit (= Tätigkeiten der Fürsorge, des Pflegens und Sich-Kümmerns)
- Beziehungspflege
- Familienorganisation
- Schule, Haushalt, Vereinstermine, Arzttermine (was steht bei wem wann an?), Hobbies, einkaufen+kochen (vorher: was kochen?), Gefälligkeiten für andere
- Auffangen persönlicher Bedürfnisse
- etc.
Beispiel für eine Mental Load Spirale:
"Könntest Du einen Kuchen für die Geburtstagsfeier backen?"
- Was backe ich?
- Gibt es Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
- Sahnig oder fruchtig?
- was lässt sich besser vorbereiten?
- Blechkuchen oder Springform?
- Was ist beim letzten Mal nochmal gut angekommen?
- Hilfe, wo habe ich denn nur meinen Ordner mit den Rezepten, ich hatte es doch ausgedruckt.
- Einkaufsliste, Vorräte checken
- Keine mehr von diesen Tortenspitzen im Haus, die ich persönlich überhaupt nicht stylisch finde, aber gehört sich halt so.
- Und diese Torten-Transportbox, wo habe ich die - war nicht auch ein Clip an der Seite kaputt?
- Wann ist die Feier? Bleiben wir über Nacht?
- Haben die Kinder noch was Vernünftiges zum Anziehen?
- Was ziehe ich an?
- Friseur wäre auch mal wieder fällig. Termin vereinbaren!
- Geschenk! Wir brauchen ja auch noch ein Geschenk. Nur: was? Ist evtl. ein Gemeinschaftsgeschenk geplant? XY anrufen!
- Geschenkpapier + Karte nicht vergessen!
- Dann brauchen wir ja noch eine kleine Aufmerksamkeit für XY!
Weitere Beispiele:
Arbeit, Freundeskreis, Freunde zu Besuch, (Familien)Feste, Kindergeburtstag, Einladung zum Kindergeburtstag, Wäsche, Schulbeginn, Ferien, Mahlzeiten planen, Medienkonsum in der Familie, etc.

Wikipedia erklärt:
"(deutsch etwa psychische Belastung) bezeichnet im deutschen Sprachraum vorrangig die Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht, die gemeinhin als nicht der Rede wert erachtet werden und somit weitgehend unsichtbar sind."
Wie gefällt Dir diese Bezeichnung?
- "Unsichtbare To-Do's"
- "Projektmanagement"
- "Ständige im Kopf ratternde Aufgabenliste"
- "nie endende, ermüdende Denkarbeit"
- "vorrangig uns Frauen überlassen"

Was wir Frauen wirklich brauchen:
- Schluss mit dem schlechten Gewissen und dem Glaubenssatz, wir Frauen seien für das Wohlergehen unserer Familie (alleine) verantwortlich
- die Erkenntnis, dass Du für diese Prozesse nicht mehr alleine verantwortlich sein möchtest - und dass Du um Unterstützung bitten darfst!
- die Erkenntnis über das was im Rahmen Deiner Möglichkeiten und Vorstellungen ist, eigene Kapazitäten, Grenzen, Bedürfnisse
- Selbstfürsorge, Selbstliebe
- Schluss mit dem eigenen Anspruch, alles alleine schaffen zu müssen ("Andere schaffen das ja auch.")
- Schluss mit: "Gute Mütter..."
- Weniger Perfektionismus - mehr Selbstliebe und dabei Kraft tanken
- Den Mut, unser Mental Load anzusprechen, unsere Aufgaben offenzulegen und Bedürfnisse auszusprechen
- ein
Organisationssystem
- Familienmitglieder, die selbständig und ohne darauf hingewiesen zu werden Verantwortung für die "Care Arbeit" übernehmen
- Familienmitglieder, die nicht auf unsere Anweisung warten, sondern mit offen Augen durch den Alltag gehen und uns somit teilweise ganze Prozesse abnehmen können
- Ein Netzwerk, auf das wir uns verlassen können
- Gleichberechtigung
- Wertschätzung, Anerkennung, gesehen werden, Sichtbarkeit
- Ein Dankeschön (und nicht nur am Muttertag oder Hochzeitstag)
- Einen freien Kopf
- Eine Pause machen dürfen wann immer wir sie brauchen
- Raum für unsere Persönlichkeitsentwicklung

Wie geraten wir in die Mental Load Spirale?
- Das Gefühl, für alles verantwortlich sein und alles im Blick haben zu müssen
- Eigener Anspruch alles alleine schaffen zu müssen bzw. zu können
- Eigene Überzeugung das nur Du alleine diesen Prozess in der Art und Weise ausführen kannst und das beste Ergebnis erzielst
- Die Befürchtung, der/die andere/n würden etwas übersehen oder das Ergebnis könnte nicht Deinen Erwartungen entsprechen
- Keine Unterstützung annehmen wollen
- Bequemlichkeit, Unangenehmes anzusprechen und einen Stein ins Rollen zu bringen (Komfortzone ist doch irgendwie gemütlich)
- Schlechtes Gewissen wenn Du Prozesse verteilst
- Glaubenssätze ("Als Frau/Mutter/Freundin/Kollegin gehört es sich, dass.../muss ich..., macht man...")

Was tun? Erste Schritte raus aus dieser Spirale!
- Transparenz, Sichtbarkeit, Wille!
- Werde Dir Deiner eigenen Ansprüche und Bedürfnisse bewusst.
- Sei realistisch, sei Dir Deiner Grenzen bewusst, überdenke sie evtl. neu.
- Kommuniziere, sei transparent, mach Deine Aufgaben sichtbar!
- Spreche mit Deiner Familie offen über Deine Belastungen und Mental Load
- "Ich fühle mich verantwortlich für..."
- "Das führt dazu, dass..."
- "Ich wünsche mir, dass..."
- Schreibe alle Aufgaben auf kleine Post-its, an die Du denken musst (Arzttermin, Küche putzen, Bücher zurückbringen, Überweisungen, Geburtstag Oma, für die Mathearbeit lernen, ...)
- Notiert alle Aufgaben, die in eurer Familie anfallen
- Priorisiere und reduziere Aufgaben
- Teile Verantwortung
- Verteilt den gesamten Prozess, nicht nur einzelne Aufgaben (Beispiel "Mittagessen": einkaufen, kochen, Abwasch, Küche aufräumen).
- Hinterfragt.
Gibt es gewohnheitsmäßige "Aufgaben", die heute vielleicht gar keine Relevanz mehr haben?
"Eisenhower Methode": lerne in dringende und weniger dringende Aufgaben zu unterteilen:
WICHTIG + DRINGEND | WICHTIG + NICHT DRINGEND |
A- Aufgabe | B-Aufgabe |
sofort (selbst) erledigen | Terminieren + selbst erledigen |
UNWICHTIG + DRINGEND | UNWICHTIG + NICHT DRINGEND |
C-Aufgabe | D-Aufgabe |
Delegieren | Ignorieren |

Tipps für mehr Ruhe und Ordnung im Kopf:
- Bringe Deine Gedanken auf Papier
- Notizbuch, Tagebuch, Bullet Journal: was auch immer zu Dir passt!
- Aufschreiben hilft dabei, Dich und Deinen Alltag zu beobachten und Lösungen zu finden, um den Mental Load zu reduzieren
- Schreibe auf, welche Faktoren Dich am Tag stressen
- Welche Gedanken Dir am Tag durch den Kopf gehen: Sorgen, Aufgaben, Projekte, Herausforderungen
- Bekomme eine Gespür für Dich und Deine Bedürfnisse
- Im Bullet Journal kannst Du z.B. Aufgaben und Projekte auf Tage, Wochen und Monate verteilen und mit den entsprechenden Symbolen wichtiges von unwichtigem trennen sowie dringende von weniger dringenden Aufgaben abgrenzen (siehe Eisenhower Methode)
- notiere wie lange jede Aufgabe realistisch beansprucht
- konzentriere Dich auf die 2-3 wichtigsten Aufgaben
- Plane Pausen ein und und vor allen Dingen: halte sie ein
- Notiere am Abend Deine Gedanken:
- was ist gut gelaufen und kann so bleiben?
- was möchtest Du anders machen?

Wie geht es Dir, nachdem Du diesen Artikel gelesen hast?
Gerne würde ich Dich auf Deinem/eurem Weg begleiten und mit Dir/euch gemeinsam eine Strategie für Deinen/euren Alltag finden, die zu Dir/euch passt!
Melde Dich gerne bei mir:
info@michaelaboelinger-coaching.de oder über das Kontaktformular.
Ich freue mich auf Dich!
Deine Michaela